Hat JPEG noch eine Berechtigung

Von | 31.Januar. 2017

Hat JPEG noch eine Berechtigung ist eine provokante Frage, aber wenn man sieht, wieviele Aufnahmen vor allem in den sozialen Medien von einem Smartphone in JPEG aufgenommen wurden, dann stellt sich diese Frage.

Einleitung

Vor längerer Zeit hatte ich einen Artikel veröffentlicht zur Frage, ob man nun seine Fotos dem JPEG,RAW oder dem DNG Format anvertrauen soll. Ich habe meine Einstellungen nicht geändert, für mich bleibt das RAW Format das Maß aller Dinge. Und dennoch bleiben beim RAW Format 2 entscheidende Nachteile: Das Format erzeugt relativ große Dateien (das gilt vor allem bei RAW Aufnahmen mit dem Smartphone, hier werden für einen 16MP Sensor knapp 30 MB grosse RAW Dateien erzeugt). DNG als Format benutze ich vor allem wegen der Platzersparnis bei Timelapse Aufnahmen.

Der entscheidende Nachteil bei RAW/DNG Formaten ist allerdings, dass ich die Aufnahme nach bearbeiten muss.

Nachbearbeitung

20160317_080655Auch wenn eine Nachbearbeitung selbst auf einem aktuellerem Smartphone nicht das große Problem darstellt, bleibt dieser Resourcen- und Zeitaufwand nicht unerheblich, und z.B. im Urlaub möchte ,an sich auf seine Freizeit konzentrieren, und vielleicht maximal den Bekannten einen Urlaubsgruß nach Hause schicken per EMAil oder WhatsApp, und dafür reicht ja ein JPEG allemal.

Die Nachbearbeitung eines RAW gelingt mit Lightroom Mobile oder anderen RAW Konvertern selbst auf einem Smartphone oder Tablet recht gut, allerdings sind die Dateigrößen, wie schon erwähnt nicht unerheblich, zumal in mobilen Netzen. Aber unabhängig von Smartphones, wie sieht es mit DSLR oder Systemkameras aus?

Alternative JPEG?

Die meisten Systemkameras und DSLR erlauben JPEG und RAW parallell aufzunehmen, je nach Kamera kann man dazu auch noch getrennte Speicherkarten auswählen, so dass man sozusagen automatisch ein Backup seiner Aufnahmen besitzt.

Aber kann man die JPEG aus der Kamera verwenden? Ich meine als Alternativc zum RAW mit Bearbeitungsmöglichkeiten und nicht nur, um ein Erinnerungsbild irgendwo zu posten. Ich habe deshalb einmal für eine kleine Tour beide Kameras, meine 5D MK II und die Lumix auf gleichzeitiges aufzeichnen eines JPEG/RAW eingestellt.

Die Ergebnisse

Zunächst einmal muss ich sagen, dass die Ergebnisse der JPEG von beiden Kameras recht erfreulich waren. Die Dateigrößen schwanken bei der 5D MK II zwischen 7-10 MB/Bild und bei der Lumix zwischen 6-9 MB/Bild. Die Unterschiede hängen hier einfach vom Motiv und dessen Detailreichtum ab. So war z.B. die unterbelichtete Variante einer HDR Serie in der 5D MK II nur knapp 3,5 MB gross.

Die andere Erkenntnis ist, dass jeder RAW Hersteller sein eigenes Süppchen kocht, und es de facto unmöglich ist, das RAW mit dem JPEG deckungsgleich zu bekommen. Und trotzdem sind die JPEG Bilder mehr als brauchbar, nicht nur für soziale Medien, sondern auch als Endprodukt.

Und was ist mit Bearbeitung

Das ist die eigentliche Überraschung an diesem Vergleich, selbst JPEG lassen sich relativ gut bearbeiten. Wir nehmen einmal nur zu Vergleichszwecken ein Bild aus einer HDR Reihe, das um mehr als 1 Blendenstufe unterbelichtet ist.

2016-04-09_211701

Links das JPEG und rechts das RAW von einer 5D MK II, und man kann erkennen, dass das Rauschen beim RAW ohne weitere Bearbeitung etwas mehr vorhanden ist, als beim JPEG. Und letzteres obwohl auch das JPEG um 1,5 EV aufgehellt wurde. Dafür ist die Detailschärfe beim RAW minimal besser.

Während eine Bearbeitung mit der Aufhellung noch recht gut funktioniert, wird das bei einem Weissabgleich schon schwieriger 🙁

2016-04-09_212523

Hier erscheint mir das RAW im Vorteil, weil u.a. die gelbe Farbe der Absperrung und das Grün etwas besser rüberkommt. Das waren jetzt beides Aufnahmen mit der Canon 5D MK II. Jetzt soll es um die Lumix G6 gehen.

lumix

Unabhängig von den farblichen Unterschieden ist hier festzustellen, dass die JPEG-Engine der Lumix z.B. bei dem Baum  vor allem mehr Kontrast bringt, die Schärfe eher für das RAW spricht.

Fazit

JPEG haben ihre Berechtigung, vor allem wenn man für optimale Lichtverhältnisse die Nachbearbeitung scheut. Man sollte einfach mal mit seiner Kamera auch unter ungünstigen Bedingungen JPEG Aufnahmen machen, um die Grenzen kennen zu lernen. Anderseits bieten Speicherkarten heute Kapazitäten zu günstigen Presien, die es durchaus erlauben JPEG/RAW gleichzeitig aufzunehmen. Alle neueren Kameras bieten eine derartige Option, teilweise können je nach Kamera Modell JPEG und die RAW Dateien auf getrennte Speicherkarten geschrieben werden.

Dann kann man, sofort die JPEG Dateien verwenden, auch um sie z.B. auf sozialen Medien zu teilen, und für die kritischen Fälle hat man immer noch das RAW zur Verfügung. Für Lightroom muss man nur in den Voreinstellungen dafür sorgen, dass JPEG und RAW Dateien als getrennte Aufnahmen behandelt werden.

lr-jpeg-rar

Mit so einer Vorgehensweise hält man sich alle Optionen offen, man hat ein schnelles Bild sehr guter Qualität und trotzdem die Möglichkeiten der RAW Entwicklung. Und die Ergebnisse auch einer Bearbeitung einer JPEG Datei sind recht gut, z.B. stammt das oberste Foto von der Kirchentür von einem Galaxy S6, bearbeitet mit Lightroom Mobile.

Wie steht ihr zu JPEG/RAW? Ich denke, dass dieser Vergleich etwas zur Entschärfung der Diskussion beitragen kann, auch wenn ich persönlich nicht generell in das JPEG Lager wechseln werde 🙂 Aber z.B. für Urlaubsreisen halte ich die zeitgleiche Speicherung von JPEG/RAW für eine Alternative. Schreibt mir eure Meinung und kommentiert meine Vorgehensweise und natürlich sind Fragen willkommen.

ciao tuxoche

 

4 Gedanken zu „Hat JPEG noch eine Berechtigung

  1. Jörg Wagner

    Hallo
    Danke erst einmal für den Artikel. Ich habe vor Jahren nur mit JPG gearbeitet, dann wurde ich zum RAW Verfechter und jetzt bin ich beim parallelen Aufzeichnen. Allerdings kommen die JPGs in meiner DSLR auf eine andere (WiFi) Karte als die RAW. Und auch noch in kleinerer Grösse. Grund: So habe ich von meinen Bildern schnell einige greifbar, um sie aufs Smartphone zu schicken, da ich es einfach nicht schaffe, mit beiden Geräten nebeneinander Bilder zu machen.
    So kommen die JPGs aufs Smartphone, werden da noch ein bisschen bearbeitet und dann „verschickt“. Sie werden auch regelmässig dann auch wieder gelöscht. Die RAWs dürfen dagegen auf die Festplatte und werden dann ohne viel Stress im Lightroom bearbeitet und archiviert. Und von da „bestücke“ ich dann auch meine Seiten.
    Jetzt bin ich dabei, „Erinnerungsbilder“, die sicher niemals eine grössere Ausbelichtung erfahren werden, einfach wegen des Platzproblems und schnelleren Handlings als JPG abzuspeichern und die RAW dann zu löschen.
    Gruss
    Jörg

    1. Peter Beitragsautor

      Hallo Jörg,

      Danke für deinen Kommentar.

      Die Trennung hatte mit JPEG auf Smartphone hatte ich auch schon mal, allerdings werde ich beim nächsten Mal ausprobieren wieder bestimmte RAW mit Lightroom Mobile von der Kamera zu laden und dann mit entsprechender Verkleinerung zu posten (Facebook und Co)

      Gruß Peter

  2. Winfried

    Ich steh dazu wie ich auch schon zu RAW/JPG stand, ich benutze Beides, wobei ich jetzt aber auch kein JPG out of cam unbearbeitet lasse und wenn es sich nur um verkleinern und zuschneiden dreh, da muß ich dann eh nachschärfen. Und wenn ich dafür ein Bild schon in den JPG-Illuminator geladen habe, dann kann ich auch gleich noch ein bisschen an den anderen Reglern drehen :).
    Was sich inzwischen tatsächlich zeigt ist ein gewisser technischer Fortschritt in der digitalen Fotografie. Heute hat ein JPG einer Hosentaschenknipse wie der Sony Rx100 (3) mehr Nachbearbeitungsreserven, wie ein RAW meiner seligen EOS 20D und das auch noch bei ISO 1600/3200 .
    Da ich fast „analog“ fotografiere, was die Menge meiner Bilder betrifft, mache ich mir auch keine Gedanken über den benötigten Speicherplatz, der wird immer noch schneller größer und billiger, als ich ihn voll bekommen kann, selbst bei SSD Devices.
    Ich bleibe also bei RAW+JPG, weil spätestens bei Ausbelichtungen werde ich kleinlich und greife zum RAW

    1. Peter Beitragsautor

      Hallo Winfried,

      vielen Dank für deinen Kommentar, kann ich so nur unterschreiben, allerdings ich RAW+JPEG meistens nur im Urlaub 😉

      Gruß Peter

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